Mitte des 19. Jahrhunderts waren in Deutschland etwa 2000 Apfelsorten bekannt. Heute ist der Bestand auf rund 1000 Sorten geschrumpft. Im Erwerbsanbau machen gerade mal 20 Sorten rund 90%
der Anbaufläche in Deutschland aus. Die übrigen Sorten finden sich meist nur bei Hobbyanbauern, in bestimmten Regionen und natürlich bei uns auf dem Martinshof. Besonders geschätzt bei uns
sind ‘Cox Orange‘, ‘Glockenapfel‘, ‘Brettacher‘ und jetzt neu im Sortiment der ideale Nikolaus Apfel ‘Spartan‘. Dieser ist wunderschön rot gefärbt, bildet saftiges und festes Fruchtfleisch
und schmeckt himmlisch süß und aromatisch.
Warum greifen wir auf alte Sorten zurück?
Die Apfel-Züchtung der letzten 90 Jahre stammen von wenigen „Stammsorten“ ab, hier allen voran der ‚Golden Delicious‘. Da diese „Stammeltern“ ihrerseits jedoch stark krankheitsanfällig
sind, hat diese genetische Verengung dramatische Folgen für die Vitalität des heutigen modernen Obstbaus.“ So Hans.Joachim Bannier vom Pomologenverein. Auch wenn längst sind nicht alle
alten Sorten – selbst wenn sie nicht von diesen „Stammsorten“ abstammen – vital und wenig anfällig gegenüber Krankheiten sind, gibt es einige vergessene oder verloren gegangene Schätze, die
sich gegenüber Pilzkrankheiten wie Schorf robust zeigen, darunter der ‚Brettacher‘. Darüber hinaus bringt genetische Vielfalt nicht nur einen gesunden Obstbau, sondern auch
Geschmacksvielfalt mit einer Fülle an Aromen und Würze.
Polyphenole und Apfelallergie
Polyphenole sind Gerbstoffe und sind besonders zahlreich in Mostäpfeln, Quitten und dem relativ unbekannten Kernobst Speierling enthalten, was diese unverarbeitet ungenießbar macht. Most
wird durch diese Gerbstoffe allerdings haltbarer. Aber auch in Tafeläpfeln sind Polyphenole enthalten. Der Apfel schützt sich durch Polyphenole vor Umwelteinflüssen wie Schädlingen und
UV-Strahlen. Daher sitzen sie direkt unter der Schale. Da diese Gerbstoffe auch für den Menschen hohen ernährungsphysiologischen Wert haben – sie haben eine antioxidative Wirkung,
entzündungshemmende und Blutdruck-regulierende Eigenschaften – sollte man Äpfel nicht schälen.
Untersuchungen wie vom BUND Lemgo legen nahe, dass Äpfel mit niedrigem Polyphenolgehalt von Apfel-Allergikern weniger gut vertragen werden.
Auch das Anbausystem hat einen Einfluss auf den Polyphenol-Gehalt: Je schneller das Wachstum, desto geringer der Polyphenol-Gehalt, da der Apfel hier alle Energie für den Primärstoffwechsel
verbraucht. Für den Sekundärstoffwechsel, in dem die Polyphenole entstehen, bleibt keine Energie mehr.
Außerdem verändern sich die Polyphenole im Apfel durch Lagerung und die Zahl der Allergene nimmt zu. Da moderne Sorten oft länger gelagert werden, werden hier verstärkt allergische
Reaktionen auf Äpfel hervorgerufen.
Warum sind alte Sorten wichtig?
Von der einst großen Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten ist heute leider nicht mehr viel zu sehen, da das moderne und globale Wirtschaftssystem den Fokus auf die Maximierung des Ertrags
setzt. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft wurden im 20. Jahrhundert Hochleistungssorten gezüchtet und eingeführt. Alte Landsorten konnten den Ansprüchen der
monokulturisierten und ertragsorientierten Landwirtschaft nicht genügen und gingen in diesem Prozess verloren oder wurden zu Raritäten. Dabei ist der Erhalt eines breiten Genpools
unabdingbar für die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an sich verändernde Umweltbedingungen wie den Klimawandel.
Doch dank des steigenden Interesses an Nachhaltigkeit und ökologischem Landbau werden viele Sorten neu entdeckt. Und genau hier kommt die gemeinnützige Organisation ProSpecieRara und der
Martinshof ins Spiel. Wir retten alte Sorten, indem wir sie verzehren. Was erst paradox klingt, macht Sinn, wenn wir hinter die Kulissen schauen. Denn wenn die Nachfrage an diesen Produkten
steigt, werden sie auch vermehrt angebaut und dies steigert die Biodiversität auf unseren heimischen Böden und für vitaminreiche und ausgewogene Mahlzeiten auf unseren Tischen.
producer | BIOGO |
association | Bioland |
origin | Germany |
unit | kg |